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Manchmal braucht man ein paar Tage, bis man gewisse Dinge versteht und manchmal versteht man die Dinge auch nach einigen Tagen nicht in Gänze. Als am Samstag gegen 18Uhr jede der USV-Girls ihre Silbermedaille aus den Händen von Bundesstützpunktleiter Jörg Papenheim um den Hals gehängt bekam, lag eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle hinter uns. Auch wenn das Ziel des Tages im Motto "Nichts muss, aber alles kann" steckte, spielte die Mannschaft in der Vorrunde verkrampft und seltsam gehemmt. Auch wenn Bemühen und Wille erkennbar waren, fehlte sämtliche positive Energie. So sah man sich im Spiel gegen Zepernick nicht unverdient im Tiebreak 2 Mätchbällen gegenüber. Es spricht für die Mannschaft, dass sie in der Lage ist, mit dem Rücken zur Wand ihren besten Volleyball zu spielen. Wir drehten dieses erste richtungsweisende Spiel und konnten die unorthodox agierenden Mädchen von Eintracht Berlin nach zähem Spiel ebenso bezwingen. Damit waren wir Gruppensieger und trafen im entscheidenden Halbfinale auf das Volleyteam Berlin, dass in der jüngeren Vergangenheit von USV-Teams noch nie bezwungen werden konnte.

Zwar wussten wir, dass das eigene Potential deutlich über der gezeigten Vorrundenleistung liegt, aber die Ungewissheit, dieses auch am entscheidenden Tag abrufen zu können, war nicht zu leugnen.

Aber alle Fragezeichen bei Zuschauern, Spielern und Trainern verflogen, als die Mannschaft das Spielfeld zum Showdown um die DM-Tickets betraten. Mit einer unglaublichen Leistungssteigerung, einer Mischung aus Cleverness und absoluter Hingabe spielten wir Berlin über weite Strecken des ersten Satzes an die Wand. Sichtlich beeindruckte Berlinerinnen fanden erst am Ende des ersten Satzes wieder zu ihrem Spiel und konnten noch Ergebniskosmetik betreiben. Es bleibt die Erkenntnis, dass dieser erste Satz in Punkto Aufschlag, Annahme und Angriff das Beste war, was wir mit diesem Jahrgang je gespielt haben.

Dass Satz zwei gänzlich anders verlaufen wird, war allen klar, da bereits die Schlussphase von Satz 1 von Berlin dominirt wurde. Nachdem bis zum 7:7 alles ausgeglichen verlief, stockte unser K1 und beim 8:18 waren die Messen frühzeitig gegen uns gesungen. Durch taktische Wechsel bekamen einige Spieler die Gelegenheit sich mental neu auf den anstehenden Tiebreak zu fokussieren. Und neben allen technischen und taktischen Komponenten liegt das Einzigartige dieser Mannschaft vor allem in der unglaublichen mentalen Stärke. Ungeachtet des Untergangs in Satz 2 spielten wir im Tiebreak, als wäre nichts gewesen. Und diesmal waren wir es, die nach ausgeglichenem Beginn beim Stand von 7:7 davonzogen. Mit jeder Aktion, die uns gelang, wurden die Berlinerinnen sich unserer Stärke und Entschlossenheit bewusst und machten ihrerseits Fehler. Als beim 14:8 der erste Matchball verwandelt wurde, mischten sich einige Tränen mit ungläubigem Staunen. Das, was den Mädchen nun niemand mehr nehmen kann, ist das Wissen, sich seine eigenen Träume durch harte Arbeit, Leidenschaft und Teamgeist wirklich erfüllen zu können. Vielleicht wiegt diese Gewissheit für die Zukunft schwerer, als alle Medaillen.

Das abschließende Finale gegen Potsdam spiegelt wiederum die tolle Moral des Teams. Obwohl man im ersten Satz gehörig unter die Räder kam und man den Eindruck hatte, als wäre uns durch das Husarenstück im Halbfinale das Benzin ausgegangen, rissen sich die Mädels nochmal zusammen, gewannen Satz zwei knapp, egalisierten einen 11:13 Rückstand im Tiebreak und hatten beim 14:13 sogar selbst Matchball. Dass Potsdam klar die beste Turniermannschaft war, zeigte sich auch daran, wie der Matchball abgewehrt wurde: mit einem lupenreinen ersten Tempo über die Mitte. Am Ende siegt Potsdam verdient, aber das konnte unsere Freude nicht trüben. Durfte sich die Truppe in der Vergangenheit viele Geschichten über den DM - erfahrenen 99/ 00er Jahrgang anhören, wird man mit diesem Tag selbst zum Protagonisten von Geschichten für nachfolgende Generationen.

Und diese Geschichte ist noch nicht zu Ende: Diese Mannschaft muss sich auch bei der DM vor niemandem verstecken.

Teil des Silbertraumes waren: Jarla (C), Lena, Paule, Marlene, Nele, Amy, Franzi, Reinhild, Lucie, Belisa

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